Der anaphylaktische Schock wird auch als Anaphylaxie bezeichnet und ist eine gefährliche Reaktion des Immunsystems auf einen chemischen Reiz. In den weniger schweren Fällen kommt es lediglich zu Reizungen der Haut und leichten Einschränkungen der Funktion aller möglichen Organe. In schweren Fällen versagen die Organe und der Kreislauf bricht zusammen; es entsteht ein lebensbedrohlicher Zustand. Als anaphylaktischer Schock werden lediglich die schweren, bedrohlichen Reaktionen bezeichnet. Alle leichteren Erscheinungsformen fallen unter den Begriff Anaphylaxie.
Auslöser anaphylaktischer Schocks
Als chemischer Reiz kommt jeder Stoff in Frage, der in den Körper gelangt und dort Verbindungen mit bereits vorhandenen Stoffen eingeht. Er wirkt also nicht von außen schädlich auf den Körper ein, sondern von innen. Als häufige Auslöser anaphylaktischer Schocks gelten Nahrungsmittel, Pollen, Insektenstiche oder andere Ereignisse, die alleine schon allergische Reaktionen bedingen können. Eine anaphylaktische Reaktion kann aber auch auf Medikamente erfolgen, die beispielsweise in großer Menge per Infusion verabreicht werden oder generell schlecht vom Körper aufgenommen wurden.
Was passiert beim anaphylaktischen Schock?
Der anaphylaktische Schock basiert auf ähnlichen Grundsätzen wie die Entstehung einer Allergie. Verantwortlich für die Allergie ist das Immunglobulin E, ein Antikörper, der an eine Mastzelle gebunden ist. In dieser Kombination erkennt das Immunglobulin E den Eindringling, während die Mastzelle ihn sofort vernichten und weitere Mediatorsubstanzen absondern kann, beispielsweise Histamin. Der anaphylaktische Schock tritt ein, wenn diese Mediatorsubstanzen in großen Mengen freigesetzt werden. Der Schock tritt üblicherweise nicht sofort bei Kontakt mit dem Allergen auf, sondern 6 bis 12 Stunden danach. Die Wände der Blutgefäße sind beim anaphylaktischen Schock durchlässiger und die Gefäße werden geweitet, während die Atemwege verengt werden.
Anzeichen des Schocks
Ein anaphylaktischer Schock tritt im Gegensatz zu einer einfachen Reaktion manchmal sehr schnell ein. Die Dauer bis zum Eintritt hängt davon ab, wie ernst die Lage ist und wie schlecht der Körper den Stoff verträgt, mit dem er in Berührung gekommen ist. Je schneller der Schock nach dem Kontakt mit dem Allergen eintritt, desto lebensbedrohlicher ist das Ereignis. Der Blutdruck fällt durch die Weitstellung der Blutgefäße rapide ab und es kann Flüssigkeit durch die Gefäßwände austreten. Dadurch entstehen Kreislaufprobleme und die lebenswichtigen Organe werden nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Es kann außerdem zu Bewusstlosigkeit, Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Seh- und Konzentrationsstörungen, Juckreiz und Rötungen der Haut kommen. Zudem wird der Mund trocken und der Patient leidet aufgrund der Verengung der Atemwege unter Atemnot und den dazugehörigen Panikzuständen, sofern er nicht bereits bewusstlos ist. Die Rötung der Haut hingegen fehlt oft ganz, wenn der anaphylaktische Schock sehr schnell eintritt.
Therapie des Schocks
Zunächst muss der Kontakt mit dem Allergen nach Möglichkeit unterbunden werden. Der Patient sollte also aus der Nähe des Allergens entfernt werden. Wenn er bei Bewusstsein ist, werden seine Beine hochgelagert; bei Bewusstlosigkeit wird er in die stabile Seitenlage gebracht. Der Notarzt wird eine Sauerstoffmaske anlegen und gegebenenfalls eine erste Adrenalin-Injektion verabreichen, wenn es sich um einen Insektenstich als Auslöser handelt. Wenn die Allergie bekannt ist, gibt es Autoinjektoren, die der Patient selbst ohne Hilfe einsetzen kann. Der Notarzt wird eine Infusion zur Volumentherapie verabreichen, sodass die Blutgefäße bis zum Erreichen der normalen Größe wieder gefüllt sind und der Kreislauf nicht zusammenbricht. Im Fall von erheblichen Atemstörungen muss möglicherweise künstlich beatmet werden. In jedem Fall wird der Patient danach ins Krankenhaus zur Beobachtung und weiteren medikamentösen Behandlung eingewiesen.