Vitamin A und E für die Haut, Vitamin D für gesunde Knochen von Kindheit an, Vitamin C und Zink gegen Erkältung, Eisen und Kalzium für Frauen, Selen und Kalium für Männer, Sportler brauchen Magnesium, und Aminosäuren helfen beim Muskelaufbau. Lachsölpräparate mit Omega-3-Fettsäuren stärken das Gehirn, Folsäure soll bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft eingenommen werden. Die Werbung ist voller Versprechen, welches Präparat gegen welches Wehwehchen hilft, und am Besten nimmt man eine ganze Menge davon prophylaktisch ein. Denn auch das suggeriert die Werbung: Wer heutzutage nicht gesund, schön und jung aussieht (und ist), der hat ohnehin schon verloren.
Der Nutzen ist nur unzureichend nachgewiesen
Die Studien zum Thema sind durchaus als widersprüchlich zu bezeichnen. Je nachdem, wer die Studie mit wie vielen Menschen durchgeführt hat, wo sie durchgeführt wurde und wer sie finanziert hat, waren die Ergebnisse ganz verschieden. Mal konnte man einen Zusammenhang zwischen Vitaminpräparaten und einer niedrigeren Rate an Krebserkrankungen feststellen, mal war das Gegenteil der Fall. Selbst in kleinem Rahmen, zur Erkältungsprophylaxe beispielsweise, ist der Nutzen von Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmitteln nicht eindeutig nachgewiesen. Vitamine sollen in erster Linie vor Mangelerscheinungen schützen – und das tun sie, wenn sie in der empfohlenen Dosis regelmäßig und langfristig in der Nahrung vorhanden sind. Natürlichen Vitaminvorkommen ist immer der Vorzug zu geben, denn die künstlich hergestellten Vitamine werden vom Körper oft nicht optimal aufgenommen, ein Teil wird ausgeschieden oder eingelagert. Und die Kombination scheint auch eine Rolle zu spielen: Manche Vitamine und Spurenelemente blockieren sich gegenseitig, ist das eine in hoher Dosis im Verdauungstrakt vorhanden, kann das andere nicht aufgenommen werden. Manche benötigen sich gegenseitig bei der Aufnahme.
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Vitamin C bei Erkältungen?
Anders sieht es aus, wenn hochdosierte Vitaminpräparate krankheitsvorbeugend eingenommen werden sollen. Vitamin C und Zink beispielsweise werden häufig im Winter empfohlen, sie sollen das Immunsystem stärken und so vor Erkältungskrankheiten schützen. Es funktioniert nicht. Nachgewiesen werden konnte, dass die Menschen, die das ganze Jahr über auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten, immer frisches Obst und Gemüse essen (Vitamin C ist hitzeempfindlich und zersetzt sich leicht), besser geschützt waren als die Menschen, die das nicht taten, sich aber vorbereitend auf den Winter Vitaminpräparate gönnten. Der langfristige Nutzen von Vitaminen ist also durchaus nachgewiesen. Die benötigten Mengen der Vitamine sind aber so gering, dass sie wirklich über eine ausgewogene Ernährung schon abgedeckt sind. Was darüber hinaus geht, ist nicht nötig.
Vitamin A und E für Haut und Haar, Vitamin D für gesunde Knochen
Ähnlich sieht es bei anderen Vitaminen aus. Natürlich hört es sich gut an, wenn die Hautcreme Vitamine enthält, und natürlich können die auch über die Haut aufgenommen werden. Aber ob das tatsächlich vor Hautalterung schützt oder gar gegen Vitaminmangel hilft, darf bezweifelt werden. Und wenn Kinderärzte warnen, dass Babys und Kleinkinder zumindest im sonnenarmen deutschen Winter Vitamin D Präparate nehmen müssen, ist das auch nicht komplett nachgewiesen. Vitamin D ist ein Sonderfall, denn der Körper kann das Vitamin mithilfe natürlichen Sonnenlichts selbst bilden, wenn auch nur in kleinen Mengen. Vitamin D ist nur in wenigen Nahrungsmitteln vorhanden, und da auch nur in geringen Dosen. Wer also regelmäßig im Freien unterwegs ist, Sonnenlicht an Hände, Arme, Gesicht und Beine lässt (bei entsprechender Witterung nur Gesicht und Hände), der ist ohnehin ausreichend mit Vitamin D versorgt.
Vitamin D wird vom Körper zusammen mit Kalzium in Knochen und Zähnen eingelagert. Es wird dort verbaut, und bei Bedarf kann der Körper darauf zurück greifen. Das ist oft im hohen Alter der Fall, wenn Menschen nicht mehr so agil sind, im Rollstuhl sitzen oder bettlägerig sind. Wer in jungen Jahren viel Vitamin D in den Knochen eingelagert hat, kann jetzt von diesem Vorrat zehren: Der Körper löst die benötigten Nährstoffe aus den Knochen heraus. Das macht die Knochen porös und brüchig, ist also gar nicht wünschenswert. Eine Änderung der Lebensweise beeinträchtigter Menschen mit vielen Spaziergängen im Freien, Sonnenbädern auf der Terrasse und dergleichen würde da helfen – Vitamin D Präparate können es nur teilweise, und über die Nahrung nehmen ältere Menschen schlicht nicht genug Vitamine zu sich. Denn ältere Menschen essen oft nur noch wenig, haben keinen Appetit.
Hochdosierte Vitaminpräparate in der Krebsbehandlung
Das Thema ist etwas schwierig, denn Krebspatienten sind oft genug in einer lebensbedrohlichen Situation. Anders als eine Erkältung verschwindet die aggressive Krankheit eben nicht von alleine, sondern führt trotz Behandlung unter Umständen zum Tod. Da hochdosierte Vitaminpräparate auf manche Arten von körpereigenen Zellen sehr aggressiv wirken, war die Hoffnung groß, dass Vitaminpräparate sich als wirksam gegen Krebserkrankungen erweisen könnten. Und tatsächlich gibt es Studien, die eine Wirksamkeit von Vitamin C und Vitamin D nahe legen. Gerade in den USA wird die Vitamintherapie sehr stark verfochten, und auch in Europa werden hochdosierte Vitamine unterstützend eingesetzt. Allerdings ist die Wirksamkeit bislang nicht eindeutig nachgewiesen. Denn in den letzten Jahren wurden vermehrt Studien durchgeführt, die langjährige Vitamingaben und prophylaktische Einnahmen gleichermaßen beinhalteten, und diese Studien sind nicht eindeutig. In manchen Fällen schien es, als würden hochdosierte Vitaminpräparate, die über viele Jahre eingenommen werden, einige Arten von Krebserkrankungen sogar begünstigen, und zum Schutz der Studienteilnehmer mussten die Versuche abgebrochen werden.
Vitaminpräparate im Alltag
Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel sind dennoch nicht sinnlos. Wenn eine Mangelerscheinung besteht, die durch die normale Ernährung nicht behoben werden kann, ist die Einnahme von zusätzlichen Nährstoffen durchaus sinnvoll. Das sollte allerdings immer mit ärztlicher Rücksprache erfolgen, denn auch Nahrungsergänzungsmittel können Nebenwirkungen haben. Insgesamt gesehen sind ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensführung besser geeignet, um Krankheiten und Mangelerscheinungen vorzubeugen, als Nahrungsergänzungsmittel.